Hydraulischer Abgleich Fussbodenheizung

Inhaltsverzeichnis
Fußbodenheizung

In diesem Beitrag

Niedrigere Heizkosten & gleichmĂ€ĂŸige WĂ€rmeverteilung

Welche Methoden im Jahr 2022 beim hydraulischen Abgleich einer Fußbodenheizung am effizientesten sind und weshalb Sie auf das herkömmliche manuelle Einregulieren verzichten sollten erfahren Sie in unserem heutigen Blogbeitrag.

Aufbau einer Fußbodenheizung

In der Regel werden die einzelnen Rohrschleifen der verschiedenen RĂ€ume ĂŒber einen Verteiler etagenweise zusammengefasst. Der Verteiler besteht aus einer Vorlaufkammer und einer RĂŒcklaufkammer. Oftmals werden diese Verteiler schon als komplett vorgefertigtes Set verkauft inkl. allem was man laut Hersteller benötigt. Allerdings ist damit noch nicht alles getan.

Hydraulischer Abgleich einer Fußbodenheizung - Warum wichtig?

  1. Geringerer Volumenstrom
  2. Geringere RĂŒcklauftemperatur ĂŒber die gesamte Heizperiode
  3. Deutlich geringerer Energieverbrauch thermisch sowie elektrisch
  4. Geringere Heizkosten & mehr Komfort (gleichmĂ€ĂŸige WĂ€rmeverteilung)

Hydraulischer Abgleich ĂŒber manuelles Einregulieren - durch Topmeter

Die herkömmliche aber auch veraltete Variante einen Fußbodenheizkreisverteiler hydraulisch abzugleichen bzw. einzuregulieren ist das hĂ€ndische Einstellen des Durchflusses (oder Volumenstroms) an sogenannten Topmetern (auch Flowmeter). Vorher muss jedoch der WĂ€rmebedarf bzw. der benötigte Durchfluss fĂŒr jeden Raum möglichst genau berechnet werden. In vielen BestandsgebĂ€uden kann das ganze ohne genaue Dokumentationen etwas schwierig werden.

Topmeter mit roten Einstellkappen und Durchflussanzeige an Fußbodenheizkreisverteiler
Topmeter mit RotkÀppchen

Mit den errechneten Werten wird der Durchfluss dann, durch Verstellen der Topmeter, auf einen festen Wert begrenzt. Die Pumpe wird oft einfach nur auf Auto-Adapt eingestellt und man vertraut auf die Intelligenz hinter der Technik. Die Pumpe wird das schon regeln… irgendwie. Da die Leistungsaufnahme des Raums aber nicht immer konstant gleich ist, sondern auch durch FremdwĂ€rme (Sonne, Kaminfeuer, ElektrogerĂ€te und andere WĂ€rmequellen) oder Möbel (isolierende Wirkung) beeinflusst wird, fließt trotzdem mehr WĂ€rme ĂŒber die Rohrschleifen als der Raum in diesen FĂ€llen eigentlich benötigt.

Fußbodenheizung & Heizkreisverteiler ohne thermostatischen hydraulischen Abgleich
Keine raumlastabhĂ€ngige Volumenstromregelung = Hohe RĂŒcklauftemperatur

Jedoch sind die Kreise nur auf einen fest errechneten Fall ausgelegt worden und auch genau fĂŒr diesen einreguliert. Selbst wenn Raumtemperaturregler mit Stellmotoren an den Verteilern installiert sind vergeht doch einige Zeit (lĂ€ngere Totzeit) bis diese merken, dass sie schließen mĂŒssen. Zudem kennen diese Stellmotoren nur ganz Auf oder ganz Zu. Eine dynamische Regulierung des Durchflusses erfolgt nicht.

Bauarbeiter mit voller Schubkarre und Ladung in Rot mit Beschriftung 40°C
Überversorgung des Heizkreises
Das Ende vom Lied:

Es wird hĂ€ufig mehr WĂ€rme ĂŒber den Kreis transportiert als vom Raum aufgenommen werden kann. Somit verliert das Heizungswasser auf dem Weg durch den Raum weniger Temperatur und es fließt wĂ€rmeres RĂŒcklaufwasser zum WĂ€rmeerzeuger oder WĂ€rmespeicher zurĂŒck. 

Bauarbeiter mit halbvoller Schubkarre und Ladung in Lila mit Beschriftung 35°C
Hohe RĂŒcklauftemperatur - geringe Temperaturspreizung

Es ist wie wenn Sie Heinz-JĂŒrgen damit bauftragen den Schutt wegzubringen und der gute Mann kommt mit ’ner halbvollen Schubkarre zurĂŒck um diese wieder vollzumachen.

 

Effektiv aber nicht effizient!

Fazit

Diese Art des hydraulischen Abgleichs sorgt zwar fĂŒr eine grobe Einregulierung der Kreise. So wird kein Kreis besonders unterversorgt und alle RĂ€ume sollten möglichst gleichmĂ€ĂŸig warm werden. Jedoch findet keine variable Anpassung an den WĂ€rmebedarf des Raums statt. Infolgedessen werden die RĂ€ume hĂ€ufig ĂŒberversorgt was in höheren RĂŒcklauftemperaturen resultiert. Wie man die WĂ€rmezufuhr der Fußbodenheizung jedoch variabel an die aktuelle Raumheizlast anpasst und damit die höchstmögliche Effizienz einfĂ€hrt erfahren Sie jetzt!

Hydraulischer Abgleich ĂŒber RĂŒcklauftemperaturbegrenzer

Regulieren der WĂ€rmezufuhr bei steigender RĂŒcklauftemperatur

Eine deutlich effizientere und zudem auch einfachere Variante ist der Einbau von RĂŒcklauftemperaturbegrenzern an jedem Anschluss der RĂŒcklaufkammer. Diese kommen ganz ohne elektrische Bauteile aus und sind einfach zu montieren, wenn der Platz im Verteilerkasten (ca. 10cm LĂ€nge) dafĂŒr ausreicht. 

RĂŒcklauftemperaturbegrenzer von Baunach
Quelle: Baunach

Funktion

Der RĂŒcklauftemperaturbegrenzer ĂŒberwacht die RĂŒcklauftemperatur des Fußbodenheizkreises und passt den Durchfluss daran entsprechend an. Ist die RĂŒcklauftemperatur höher als am Ventil eingestellt, verringert der RĂŒcklauftemperaturbegrenzer den Durchfluss durch Schließen des Ventils. Ist die RĂŒcklauftemperatur niedriger, so erhöht er den Durchfluss durch Öffnen des Ventils.

Eine feste Einstellung des Durchflusses entfĂ€llt somit und Sie können am Schauglas der Topmeter schön beobachten wie sich dieser ĂŒber die RTB dynamisch selbst einstellt. 

Was passiert da genau?

Die Fußbodentemperatur steht mit der Raumtemperatur (Luft) in direktem Kontakt. Erhöht sich die Raumtemperatur, so wirkt sich dies auch auf die Fußbodentemperatur aus. Kommen zudem noch WĂ€rmestrahlung durch Sonne oder andere WĂ€rmequellen hinzu, wird der Fußboden zusĂ€tzlich von oben erwĂ€rmt. Die Fußbodenheizung kann damit deutlich weniger WĂ€rme an den Raum abgeben und die nicht verbrauchte RestwĂ€rme fließt mit einer hohen Temperatur einfach wieder zur Heizung bzw. WĂ€rmespeicher zurĂŒck. Diesem ineffizienten Verhalten bieten wir Einhalt indem wir im RĂŒcklauf einen RTB zur Überwachung einsetzen. Abgesehen von einer geringen Totzeit, lĂ€sst der RTB keine ĂŒberschĂŒssige WĂ€rme mehr aus der Fußbodenheizung zurĂŒckfließen, bis diese sich weit genug abgekĂŒhlt hat. Im Gegensatz zu elektronischen Regelungen, die einen sogenannten automatischen hydraulischen Abgleich durchfĂŒhren ohne die RĂŒcklauftemperatur zu messen, sorgen RĂŒcklauftemperaturbegrenzer immer fĂŒr eine niedrige RĂŒcklauftemperatur. Zwei Fliegen mit einer Klappe!

RTB passt den Durchfluss dynamisch an die aktuelle Raumheizlast an = niedrige RĂŒcklauftemperatur

Durch den Einsatz von RTB in der Fußbodenheizung strömt damit nie mehr Wasser ĂŒber die Heizkreise als nötig. So erhalten wir eine konstant niedrige RĂŒcklauftemperatur bei variablem Durchfluss. FĂŒr den nachtrĂ€glichen hydraulischen Abgleich in BestandsgebĂ€uden ist damit keine detaillierte Berechnung mehr notwendig. Die Temperatureinstellung der RTB-Ventile muss fĂŒr eine erfolgreiche Förderung ĂŒber das BAFA jedoch dokumentiert sein. Hierzu bieten manche Hersteller auch ein Formular an, dass ganz einfach ausgefĂŒllt werden kann.

Wichtig:

Achten Sie beim Kauf von RĂŒcklauftemperaturbegrenzern darauf, dass diese mit einem geringen Mindestdurchfluss von ca. 0,5% ausgestattet sind. Dieser verbessert das Regelverhalten des Ventils, da dieses im warmen Verteilerkasten durch die hohe Umgebungstemperatur sonst unter bestimmten UmstĂ€nden nicht optimal reagiert. Manche Hersteller bieten auch Doppel-Eurokonus-Verschraubungen als Adapter zum direkten anschrauben des RTB an den Verteiler an.

Einstellung der Heizkurve und Hocheffizienzpumpe

In den meisten FĂ€llen wird es nötig sein die Heizkurve anzupassen. Dabei sollte die Steilheit der Heizkurve fĂŒr die Fußbodenheizung so angepasst werden, dass im Auslegungsfall mindestens eine Vorlauftemperatur von ca. 45°C erreicht wird. Andernfalls könnte es im nĂ€chsten Winter bei -10°C Außentemperatur im Haus etwas kĂ€lter werden, wenn die Heizkurvensteilheit zu niedrig ist.

 

Die Pumpe sollte auf Konstantdruck mittlere Stufe eingestellt werden. Die heutigen elektronisch geregelten Hocheffizienzpumpen stellen die Drehzahl und somit die Fördermenge immer entsprechend der WiderstĂ€nde der offenen oder geschlossenen Ventile ein. So spart die Pumpe deutlich mehr Strom und die Heizkreise werden nicht maßlos ĂŒberversorgt.

Einstellung Supereffizient

Selbstregeleffekt, keine Raumtemperaturregler nötig

Der RĂŒcklauftemperaturbegrenzer wird auf einen Wert von Raumtemperatur +3 °C (Beispiel: Wohnzimmer 20 °C + 3 °C = 23 °C Einstellwert) eingestellt. So nutzen wir den Selbstregeleffekt aus und können jeden Raum ĂŒber die RĂŒcklauftemperatur regeln. Wer sich Raumtemperaturregler sparen möchte kann bei dieser Einstellvariante auf solche verzichten. In RĂ€umen wo die Fußbodenheizung auch gerne mal ausgestellt wird (bspw. Schlafzimmer) sollten diese jedoch eingeplant werden.

 

Je nach Bodenbeschaffenheit kann es nötig sein den RTB um weitere 1-2 °C höher einzustellen. Dies ist der Fall wenn statt 20 nur 18 oder 19 °C Raumtemperatur erreicht werden. Grundlegend sollte vorher jedoch die Heizkurve richtig eingestellt sein.

Einstellung Ausgewogen

WĂ€rmerer Fußboden, weniger Effizienz

Der RĂŒcklauftemperaturbegrenzer wird auf einen Wert zwischen 25-30 °C eingestellt. Bei dieser Einstellung ist der Fußboden deutlich wĂ€rmer. Gerade im Badezimmer sind höhere Fußbodentemperaturen erwĂŒnscht. Diese Einstellvariante ist jedoch nicht ohne separate Raumtemperaturregler und Stellmotoren an der Vorlaufkammer zu empfehlen. Der Selbstregeleffekt kann hierbei nicht genutzt werden. Außerdem sinkt die Effizienz bei jedem Grad um das die RĂŒcklauftemperatur mehr als nötig angehoben wird. Entscheiden Sie selbst fĂŒr welche RĂ€ume Sie diese Variante verwenden möchten.

Tipp:

Sollte ein Raum im Winter die gewĂŒnschte Temperatur nicht erreichen, kann die RĂŒcklauftemperatur mit einem Handgriff am Ventil um die fehlende Differenz hochgedreht werden. Ist der Raum stĂ€ndig wĂ€rmer, kann die Einstellung am Ventil um die gewĂŒnschte Gradzahl heruntergedreht werden. Wichtig: Der Einstellwert sollte immer ĂŒber der geforderten Raumtemperatur liegen. Aufgrund der TrĂ€gheit der Fußbodenheizung dauert es einige Zeit bis sich die Raumtemperatur angepasst hat.

Resultat

  • keine elektronische Verkabelung notwendig sowie einfach zu montieren
  • konstant niedrige RĂŒcklauftemperatur (23-26°C) bei variabler Vorlauftemperatur
  • variabler Volumenstrom (es fließt zu jeder Zeit nur so viel wie nötig)
  • Geringeres Takten -> Höhere Laufzeiten von BHKW und anderen WĂ€rmeerzeugern
  • StĂ€ndige Kondensatbildung im BrennwertwĂ€rmetauscher = Hoher Brennwertnutzen, Selbstreinigungseffekt -> kaum Ablagerungen im BrennwertwĂ€rmetauscher
  • Höhere SolarertrĂ€ge -> jedes Grad zĂ€hlt!
  • Niedrigere Energiekosten und COÂČ Emissionen

6 Antworten

  1. Danke fĂŒr den Beitrag zur Fußbodenheizung. Ich habe lange gesucht, um hilfreiche Informationen dazu zu finden, weil sich meine Schwester dafĂŒr sehr interessiert. Die Infos hier werde ich ihr mal weitergeben.

  2. Hallo Sascha,

    danke fĂŒr diesen Beitrag. Ich hĂ€tte trotzdem mal noch eine Frage … Gibt es dynanische (per WiFi/ App steuerbare) RĂŒcklauftemperaturbegrenzer (RTB’s/ RTL’s)?

    Danke & GrĂŒĂŸe
    Jan

    1. Hallo Jan,

      so weit ich weiß leider nicht. Jedoch sind mir persönlich thermostatische Regler auch lieber. Diese sind nicht so anfĂ€llig fĂŒr Störungen und halten in der Regel deutlich lĂ€nger.

      Beste GrĂŒĂŸe
      Sascha

  3. Hallo Sascha, das Thema Fussbodenheizung ist auch fĂŒr mich von großem Interesse, melde dich doch bitte einmal, und schau dir das bei uns einmal an. Deine Meinung dazu, wĂŒrde ich gerne einmal hören.
    Lg.
    Manfred Kreher

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Sascha Maseizik
GrĂŒnder und GeschĂ€ftsfĂŒhrer von Effiziente Heizungsanlagen

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